Zeitpunkte erinnern
an Menschen, die in den Jahren der NS‑Herrschaft ermordet wurden
geboren 9.1.1894
in Göfis (Vorarlberg)
gestorben 13.11.1944
in Halle an der Saale (Sachsen-Anhalt)
für Carl Lampert

Am 27. Jänner 2024 wurde
dieser Zeitpunkt vor der Adresse Domplatz 4
angebracht. Die Initiative dafür ging von erinnern:at aus.

Carl Lampert verbrachte die Zeit des Ersten Weltkriegs im Priesterseminar von Brixen. Fürstbischof Franz Egger weihte ihn im Mai 1918 im Brixner Dom zum Priester. Anschließend wirkte er bis 1930 als Kaplan in der Pfarre St. Martin in Dornbirn-Markt. Nach dem Studium des Kirchenrechts in Rom baute Monsignore Lampert ab 1935 das kirchliche Gericht in Innsbruck auf, im Jahr darauf übernahm er auch die Leitung der Verlagsanstalt Tyrolia. Im Jänner 1939 wurde Lampert Provikar der neuen Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch.

Als Stellvertreter von Bischof Paulus Rusch oblagen ihm die kirchenpolitischen Verhandlungen mit dem NS-Regime. Damit waren Konflikte mit Gauleiter Franz Hofer vorprogrammiert, der Rusch nicht anerkannte und einen harten kirchenpolitischen Kurs fuhr. Er lastete dem Provikar den Widerstand der Nonnen gegen die Schließung ihres Klosters zur Ewigen Anbetung an. Dies brachte Lampert eine zehntägige Haft im März 1940 im Innsbrucker Polizeigefängnis ein, im April verbrachte er abermals kurze Zeit im Arrest wegen eines kritischen Berichts von Radio Vatikan über die Unterdrückung der Kirche in Tirol und Vorarlberg.

Am 5. Juli 1940 verhaftete die Gestapo Lampert wegen dessen Veröffentlichung der Todesanzeige des im KZ Buchenwald ermordeten Götzner Pfarrers Otto Neururer. Am 25. August deportierte sie ihn ins KZ Dachau, am 30. August ins KZ Sachsenhausen bei Berlin. Am 15. Dezember 1940 wurde er wieder nach Dachau überstellt und am 2. August 1941 freigelassen. Da Hofer ihn des Gaues verwies, übersiedelte Lampert nach Pommern. Er war als Geistlicher in Stettin, Swinemünde und Parchim tätig. Der Gestapo-Spitzel Franz Pissaritsch, der unter dem Namen Ing. Georg Hagen auftrat, erschlich sich das Vertrauen Lamperts. Bei Besuchen eines befreundeten Geistlichen im Badeort Zinnewitz kam Lampert mit dessen Hilfe in Kontakt mit holländischen und polnischen Zwangsarbeitern der Versuchsanstalt Peenemünde. Nach dem Gottesdienste trafen sie sich in einem Heim der Marienschwestern. Der Gestapo-Spitzel Pissaritsch notierte deren Gespräche, vor allem aber das gemeinsame Abhören ausländischer Radiosender. Am 4. Februar 1942 verhaftete die Gestapo Carl Lampert und misshandelte ihn schwer. Auch in den Monaten seiner Haft in Halle an der Saale folterte sie Lampert.

Das Reichskriegsgericht in Halle verhängte am 20. Dezember 1943 das Todesurteil über den Geistlichen wegen Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung. Er war über Wochen Tag und Nacht angekettet, bis man ihn am 14. Jänner 1944 in das Militärgefängnis Fort Zinna in Torgau verlegte. Am 24. Juli 1944 verurteilte das Reichskriegsgericht Torgau Lampert ein zweites Mal zum Tode, dieses Mal wegen „Spionage“. Der Selbstmord des vorsitzenden Senatspräsidenten Werner Lueben in der Nacht vor der Urteilsverkündung – er wollte der Verhängung der Unrechtsurteile gegen Lampert und zwei weitere Priester entgehen –  erzwang aus formalen Gründen eine neuerliche Verhandlung. Auch sie endete am 8. September 1944 mit einem Todesurteil. Ausschlaggebend waren die Lügen des Gestapo-Spitzels Pessaritsch. Er hatte behauptet, dass Lampert sich Informationen über die in Peenemünde produzierten Geheimwaffen beschaffen wollte. Dr. Carl Lampert wurde am 13. November 1944 im Zuchthaus Halle an der Saale enthauptet.

Quellen:

Hormayr, Gisela: „Die Zukunft wird unser Sterben einmal anders beleuchten“. Opfer des katholisch-konservativen Widerstands in Tirol 1938–1945, Innsbruck-Wien-Bozen 2015, S. 151-157.

Gohm, Richard: Selig, die um meinetwillen verfolgt werden: Carl Lampert, ein Opfer der Nazi-Willkür 1894-1944, Innsbruck-Wien 2008.