Am 27. Jänner 2024 wurde
dieser Zeitpunkt vor der Adresse Museumstraße 16 angebracht. Die Initiative dafür ging von erinnern:at aus.
geboren 29.10.1910 in Niederndorf bei Kufstein
gestorben 6.5.1945 in Innsbruck
Franz Josef Maria Mair studierte Anglistik- und Deutsch an der Universität Innsbruck. Als Lehrer unterrichtete er dort, wo er bereits maturiert hatte: am „Akademischen Gymnasium“. Er war anders als die anderen, urteilten seine Schüler über ihn, deshalb war er so interessant. Mair war hochgebildet, ein Mensch, der die feine englische Art verkörperte und tadellose Umgangsformen beherrschte. Er wollte den Schülern mehr als nur die englische Sprache vermitteln. Mair brachte ihnen mit seiner liberalen Einstellung eine geistig-kulturelle Welt nahe, die den während der NS-Zeit von der Moderne abgeschotteten Schülern ansonsten verborgen geblieben wäre. Der „Englisch-Mair“, wie er genannt wurde, hatte einen mitreißenden Vortrag und blendende Rhetorik. Er nutzte sie, um in zweideutigen Reden Kritik am NS-Regime zu üben. Seine Wohnung war ein zweites Klassenzimmer. Dort diskutierte er mit den Jugendlichen in lockerer Atmosphäre über Englisch, Literatur und Philosophie. Gemeinsam hörten sie Musik: verpönte jüdische Komponisten der Klassik und verbotenen Jazz. Mit der Zeit wurden die Themen dieser Treffen politischer. Mair erklärte seinen Schülern die Aussichtslosigkeit des Kriegs. Er war Impulsgeber und eine Art geistige „Auftankstation“ für junge Leute, die sich gegen das NS-Regime engagierten.
Einmal wurde Mair angezeigt. Er hatte öffentlich Kritik geäußert am Verhalten von NS-Funktionären und der Hitlerjugend, aber auch an der antisemitischen Politik des Regimes. Nur mit viel Glück entkam er vor dem Volksgerichtshof in Berlin dem drohenden Todesurteil.
Mit ausgewählten Jugendlichen übte sich Mair im Widerstand. Sie schafften Verbindungen zu anderen Widerstandsgruppen, unterstützten Deserteure und einen Agenten der Alliierten.
Höhepunkt der Aktivitäten der „Gruppe Franz Mair“ waren die ersten Tage im Mai 1945, als die Alliierten die Grenzen zu Tirol überschritten und Widerstandkämpfer Kasernen und schließlich auch das Landhaus übernahmen. Mit dabei waren rund zehn Mitglieder der Gruppe und Franz Mair selbst.
Der Lehrer war ein Freigeist, engagiert und mutig; ein geübter Kämpfer war er nicht. Bei der Absicherung des Landhauses am 3. Mai 1945 wurde Franz Mair angeschossen und unverzüglich ins Sanatorium gebracht. Doch die Verletzungen waren so schwer, dass er ihnen drei Tage später erlag.
Es war nicht in erster Linie der militärische Widerstand, der Franz Mair zu einem besonderen Menschen machte, es war der Einsatz für seine Schüler. Mair schulte ihr kritisches Denken und vermittelte ihnen Werte abseits des Nationalsozialismus.
Quelle:
Hormayr, Gisela: „Die Zukunft wird unser Sterben einmal anders beleuchten“. Opfer des katholisch-konservativen Widerstands in Tirol 1938–1945, Innsbruck-Wien-Bozen 2015, S. 230-232. Schreiber, Horst: Widerstand und Erinnerung in Tirol 1938-1998. Franz Mair: Lehrer, Freigeist, Widerstandskämpfer, Innsbruck-Wien-Bozen 2000.